Sachlich muss es sein!


Ich? Wir? Man? Es?

In einer wissenschaftlichen Arbeit geht es nicht um persönliche Eindrücke, sondern um beweisbare Fakten. Daher empfiehlt es sich einen unpersönlichen Stil zu benutzen und das Wort "ich" wegzulassen.

"Statt "ich" wird häufig verwendet:
  • Passivanwendungen: Im ersten Teil der Arbeit wird versucht...
  • Das unpersönliche "es": Es gibt ..., Es findet sich ..., Es zeigt sich ...
  • Das unpersönliche "man": Schon seit geraumer Zeit vermutet man...
  • Pluralis Majestatis: Wie wir eingangs gesagt haben...
  • Das kollektive, pädagogische "wir": Als nächstes werden wir uns damit befassen...
  • Deagentivierung (das Eliminieren des Agenten): Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass..."

[Kruse, Wissenschaftliches Schreiben anleiten, Hochschuldidaktische Weiterbildung an Universität und ETH Zürich, 8.-9.2.2007, in Anlehnung an Bünting et al, 1996, S. 162 ff.]

Übung zum "Ich-Tabu"

1. Formulieren Sie eine wissenschaftliche Aussage so, dass sie als vollkommen ich-haltige Aussage erscheint.

2. Nun formulieren Sie die gleiche Aussage so, dass sie völlig unabhängig von einer autorenschaftlichen Instanz erscheint.

Schreiben Sie entweder im Textfeld unten oder in Ihrem persönlichen Blog.


[Übung: Felix Steiner, unijournal 3/09, 4. Mai 2009, Seite 9]


Fachterminologie

Sachliche, wissenschaftliche Arbeiten enthälten natürlich auch Fachsprache. Eine hohe Dichte von Fachbegriffen kann aber die Verständlichkeit Ihrer Arbeit vermindern.

"Fachbegriffe und Definitionen werden in jeder Wissenschaft verwendet und sind häufig auch nicht durch umgangssprachliche Formulierungen zu ersetzen. Jedoch sollte in jedem Fall ihre Verwendung sorgfältig auf das Ziel und den Leserkreis der Arbeit abgestimmt werden."


[Anita Weissflog, Leitfaden zur Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten, Freidrich-Schiller-Universität Jena, S. 8, http://www2.uni-jena.de/philosophie/iwk/download/technik_wiss_arbeitens_neu.pdf, 16 Juli 2009]



Während des Schreibens stellen Sie sich die Frage: "Sind meine Leser mit den jeweiligen Fachbegriffe vertraut?". Wenn nicht, ist eine Definition beim ersten Gebrauch angebracht.



Der Umgang mit Umgangssprache

"Umgangssprachliche Wendungen sind selten ein Mittel stilistischer Vereinfachung. Sie wirken oft unsachlich und lassen wissenschaftlichen Ernst vermissen. Phrasenhafte Umschreibungen sind ebenso zwingend zu vermeiden wie der Versuch, die Eigenleistung sprachlich aufzuwerten, indem verstärkende Adverbien oder Superlative verwendet werden: „einzig richtiges Modell", „unglaublich falscher Ansatz" oder „optimalste Alternative". Formulierungen wie „natürlich" oder „selbstverständlich" sollten in wissenschaftlichen Arbeiten vermieden werden, da sie absolute Wahrheiten vortäuschen, die es in keiner Wissenschaft in dieser Form gibt. Im Gegenzug sind Worte wie „wohl", „fast", „irgendwie" oder „gewissermaßen" relativierende Angstwörter, die inhaltliche Unsicherheiten erkennen lassen und ebenso vermieden werden sollten. Falls Sie Ihre Skepsis gegenüber einem wissenschaftlichen Argument oder dessen Befürwortung zum Ausdruck bringen wollen, formulieren Sie dies explizit und nicht auf stilistischen Umwege."


[Anita Weissflog, Leitfaden zur Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten, Freidrich-Schiller-Universität Jena, S. 9, http://www2.uni-jena.de/philosophie/iwk/download/technik_wiss_arbeitens_neu.pdf, Stand 16. Juli 2009]



Eine Balanceakt


Sachlich muss es sein. Das heisst aber nicht, dass es auch trocken sein muss! Denken Sie an Ihre Leserschaft:

"Durch die Nutzung anregender Stilmittel [...] sollen Interesse, Anteilnahme und Lust am Lesen geweckt werden."

[Agri-food and Agri-environmental Economics Group, Prof. Dr. Bernard Lehmann, Leitfaden für Bachelor- und Masterarbeiten, 2008, ETH Zürich, Seite 21.]




Diese Materialien wurden 2009 durch Pauline McNamara erstellt und durch das Zurich-Basel Plant Science Center herausgegeben.

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Zuletzt geändert: Freitag, 15. August 2014, 15:14